Historische Wende für Bekleidungsindustrie in Bangladesch
Abkommen für Gebäudesicherheit und Brandschutz unterzeichnet
Wien, 16.05.2013 – Vor Ablauf der Frist, gestern Mitternacht haben 31 Firmen das Abkommen für Gebäudesicherheit und Brandschutz unterzeichnet. Mehr als 1.000 Fabriken in Bangladesch sind damit Teil des Verbesserungsprogramms.
„Das Abkommen ist zweifellos ein Meilenstein für die bangladeschische Bekleidungsindustrie. Die Firmen unterzeichnen damit ein transparentes, rechtlich bindendes Abkommen, das die lokalen Gewerkschaften einbindet und die Unternehmen finanziell an den Sanierungen der Fabriken beteiligt,“ erklärt Michaela Königshofer von der Clean Clothes Kampagne Österreich.
Mit Ende des gestrigen Tages haben 31 Unternehmen unterschrieben: H&M, Inditex, C&A, PVH (Calvin Klein, Tommy Hilfiger), Tchibo, Tesco, Marks & Spencer, Primark, El Corte Inglés, Hess Natur, jbc, Mango, Carrefour, KiK, Helly Hansen, G-Star, Aldi, New Look, Next, Mothercare, Loblaws, Sainsbury’s, Benetton, N Brown Group, Stockmann, WE Group, Esprit, Rewe, Lidl, Switcher und Abercrombie&Fitch.
Der Generalsekretär von IndustriALL Global Union, Jyrki Raina begrüßt ebenso die Entscheidung der unterzeichnenden Unternehmen und ergänzt: “Wir werden die Tür auch nach dem Ablauf der Frist einen Spalt weit für weitere Unternehmen offen halten. Wir beginnen aber jetzt mit der Umsetzung. Nachzügler haben keinen Einfluss auf die bereits getroffenen Entscheidungen. Es geht nun um die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen von Menschen, die mit einem Mindestlohn von rund 30 Euro im Monat ihr Leben riskieren, wenn sie zur Arbeit gehen.”
“Obwohl der Großteil der führenden Textilhandelsfirmen sich dem Sicherheitsabkommen verpflichtet haben, gibt es Verweigerer”, zeigt sich Michaela Königshofer etwas enttäuscht. Darunter die US-amerikanischen Konzerne Gap und Walmart, aber auch europäische Unternehmen wie Charles Vögele und Tally Weijl. Sie wollen an bestehenden Konzepten festhalten. Michaela Königshofer dazu: ”Die Katastrophe von Rana Plaza hat in einem verheerenden Ausmaß gezeigt, dass bisherige Kontrollen die Probleme mehr vertuschen als offen legen. Wir fordern diese Verweigerer auf ihre Entscheidung zu überdenken und zu berücksichtigen, dass ihr rücksichtsloses Vorgehen Menschenleben gefährden!”
Das Abkommen umfasst unabhängige Sicherheitsinspektionen, verpflichtende Reparaturen und Renovierungen, Möglichkeiten Geschäftsbeziehungen mit den Fabriken zu beenden, wenn diese notwendige Sicherheitsmaßnahmen ablehnen, sowie die Involvierung der betroffenen ArbeiterInnen und ihrer Vertretungen, der Gewerkschaften. Ein Kernstück des Abkommens ist die Kostenbeteiligung. Die unterzeichnenden Markenunternehmen verpflichten sich dazu für Instandhaltungskosten in ihren Zulieferbetrieben aufzukommen und damit die Arbeitsplätze sicherer zu machen. Das Abkommen garantiert den ArbeiterInnen das Recht gefährliche Arbeit zu verweigern, wie es die ILO Konvention 155 vorsieht.
Hintergrundinformationen
Sicherheitsabkommen für Bangladesch
Bericht über die Sicherheitsmängel in Bangladeschs Bekleidungsindustrie (Englisch)
Bericht „Deadly Secrets“ über die Unglücksserie in Bangladesch (Englisch)
Rückfragehinweis:
Michaela Königshofer
Clean Clothes Kampagne Österreich
Mobil: 0664 230 988 3
Tel: 01 405 55 15 306
E-Mail: michaela.koenigshofer@cleanclothes.at
www.cleanclothes.at
Die Clean Clothes Kampagne (CCK) setzt sich für faire Arbeitsbedingungen in der Bekleidungs- und Sportartikelproduktion ein. Die CCK ist Teil der Clean Clothes Campaign (CCC), einer Koalition von Kampagnen in vierzehn europäischen Ländern mit einem Netzwerk von über 250 Partnerorganisationen weltweit und wird in Österreich von Südwind koordiniert und von zahlreichen gewerkschaftlichen, kirchlichen, frauen- und entwicklungspolitischen Organisationen getragen. Diese Presseaussendung wurde von der Europäischen Union gefördert. Die vertretenen Standpunkte geben die Ansicht der Clean Clothes Kampagne wieder und stellen somit in keiner Weise die offizielle Meinung des Fördergebers dar.